In eigener Sache:

Wir kommen gar nicht mehr nach, Abrisse und geplante Abrisse zu

fotografieren und zu dokumentieren.

 

Bitte helfen Sie mit:

Melden Sie uns geplante Abrisse und wenn Sie Informationen über die Gebäude haben, teilen Sie diese doch mit uns.

Dann werden die historischen Gebäude und deren Geschichte hier veröffentlicht.

 

Vielen Dank!

Teichstraße 4

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Denkmalgeschützt - Abrissgenehmigung beantragt (UPDATE: abgerissen!)

 

Fachwerkhaus, Walmdach, 18. Jh.

Dorfgeschichte ausradiert – Adieu „Winnens Häuschen“

Nahezu unbemerkt wurde in diesen Tagen einmal mehr ein Stück Heimatgeschichte ausradiert. Ein altes Fachwerkhaus in der Teichstraße 4, Bad Neuenahr fiel der Abrissbirne zum Opfer. Wieder einmal ein Fall, bei dem der Denkmalschutz einfach aufgehoben wurde. Ein Nachruf der Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“.

 

Einmal mehr muss die Bürgerinitiative ein Bild auf ihrem virtuellen „Friedhof“ auf der BI-Homepage einstellen. Das Haus Teichstraße 4 ist verschwunden.

 

Die Geschichte des Hauses

Keine Gründerzeit der frühen Bädergeschichte, kein Stuck, keine aufwendige Fassade ging in der Teichstraße des Neuenahrer Ortsteils Hemmessen verloren, dafür ein Zeugnis der frühen kleinbäuerlichen Geschichte. Die drei Keimzellen des Bades Neuenahr, Beul, Hemmessen und Wadenheim wurden bis ins 19. Jahrhundert vor allem durch Landwirtschaft und Weinbau geprägt.

 

Das Heil- und Kurbad entstand in weiten Teilen auf den Flächen zwischen diesen Dörfern, die vormals Ahrflussbett, Weiden und Wiesen waren. Aus diesem Grunde konnte sich bis in unsere Tage ein hoher Anteil der ursprünglichen Bebauung erhalten, der leider in Zeiten von Baugold nun zu verschwinden droht. Ein geschlossenes Ensemble bildet immer noch „Klein Frankreich“ (Kreuzstraße). Es zeichnet sich durch eine kleinteilige dichte Bebauung aus. 

Auch im Ortsteil Beul lässt sich noch das ursprüngliche Dorf erkennen und nicht zuletzt an den Straßennamen ablesen, die das Ober-, Unter- und Mitteldorf markieren.

 

Das etwas abseits des Kurbetriebs gelegene Hemmessen war noch bis zum Bau der Bundeswehrsiedlungen in den Fünfzigern das ursprüngliche, von Fachwerk geprägte Straßendorf, das sich entlang der Sebastianstraße und in nur wenige Seitengassen hinein erstreckte – dahinter Äcker und Weiden. Hemmessen war ursprünglich die Kornkammer der drei Dörfer. Hier wurden vier Mühlen durch den Teich angetrieben. 

Das schlichte Fachwerkhaus aus der Teichstraße war für das Dorf und für die Eifel typisch. Ein langgestrecktes Anwesen, zur Straße hin die Schmalseite, davor ein kleiner Bauerngarten. Auffällig waren beim Haus der Familie Winnen zwei Eingänge. Es kann sein, dass ursprünglich ein Teil als Stall oder Remise oder es gleich von Beginn an durch unterschiedliche Parteien genutzt wurde. Die Jochstreben sind gebogen, das Obergeschoss tritt hervor. Das Haus trug ein Walmdach und stammte aus dem 18. Jahrhundert. 

 

Bedauern und Unverständnis

Die Bürgerinitiative bedauert, dass einmal mehr ein denkmalgeschütztes Haus abgerissen wurde, obwohl es Interessenten gab, die sich der Sanierung und Nutzung angenommen hätten. Angebote wurden schon vor vielen Jahren durch ortsansässige Vereine ausgesprochen, denn das Haus stand schon lange leer. Auch aktuell formulierten Kaufinteressenten Interesse. Dies hätte durchaus in Erwägungen zur Zukunft des Anwesens einbezogen werden können. Es stellt sich grundlegend die Frage, welchen Wert der Denkmalschutz hat, wenn er so häufig aufgehoben wird, wie es in dieser Stadt zu beobachten ist.

 

Die "Apollinarisvilla", Sitz des Apollinaris-Vorstands, Ecke Apollinarisstraße, muss (zur Abwechslung - gibt es ja noch nicht in Neuenahr) seniorengerechten Miniwohnungen weichen. Schade. Die Rendite ruft. Fotos: Michael Lentz.

 

 

Unwiederbringlich verloren – Adieu Pavillon

 

Ein einzigartiges Bauwerk stirbt in Neuenahr derzeit nahezu unbemerkt: der alte „KVV-Pavillon“ am Bahnhof Neuenahr. Architektur, nach der sich andere Städte die Finger lecken, weicht hier einem schnöden Parkstreifen. Ein Nachruf der Bürgerinitiative „Lebenswerte Stadt“.

 

Die Geschichte

Der Pavillon am Bahnhof Bad Neuenahr und am Rande des Max-Meyer-Parks war Sitz des Kur- und Verkehrsvereins und seiner Nachfolge-Organisationen.

 

Bereits 1860 gründete sich ein Verkehrs- und Verschönerungsverein, der sich 1911 in den KVV umbenannte. Seine erste Anlaufstelle für Gäste war das Zigarrengeschäft Kaufmann im Hansa-Haus, neben der Post, Hauptstraße.

 

Erst in den 30gern entstand der erste Pavillon am Bahnhof, der 1944 bei einem Luftangriff der Aliierten vollständig zerstört wurde. Nun diente ersatzweise die Tankstelle Neumerkel als Tourist-Information. Sie lag zwischen Kaiserhof und Hotel Hof von Holland – heute Kaufhaus Moses. Von hier aus wurden auch die berühmten Dahlienfestzüge organisiert.

 

1961 wurde der Pavillon am Bahnhof neu gebaut und wurde bis 1999 genutzt.

 

Der Pavillon ist Teil der Denkmalzone Bahnhof. Die Aberkennung des Denkmalschutzes und der Abriss wurden von Seiten der Stadt gemäß Unterlagen bereits seit den 1990gern betrieben, obwohl anderenorts genau diese Pavillons mit viel Erfolg wiederbelebt (z.B. Koblenz) oder sogar rekonstruiert werden (z.B. Bonn).

 

Bewertung

Der in den 1960er Jahren entstandene Pavillon begrüßt die Gäste am Bahnhof Neuenahr. Im Gegensatz zu dem massiveren Bahnhofsbau in historischen Stilformen zeigt sich der Pavillon als weitgehend in Glas aufgelöster, fast spielerisch aus einem Rund- und einem etwas niedrigeren Quertrakt komponierter Bau. Der niedrige Sockel, die Zone oberhalb der Fenster und der als rahmenartiger Kasten eingestellte Eingang mit seinen beiden angeschrägten Seitenwangen aus Werkstein sind die einzigen massiv wirkenden Teile. Leicht und fein zeigen sich auch die überstehende Dachscheibe und die schlanken Rundstützen im Inneren. Mit seiner Gestaltung erinnert der Pavillon durchaus bewusst an Formen, die von der Moderne der 1920er Jahre, beispielsweise am Bauhaus, ausprobiert worden waren und die in der Nachkriegszeit vielfach wieder aufgegriffen wurden und deren Ästhetik auch heute wieder eine große Rolle spielt, weshalb solche Bauten andernorts erhalten und weitergenutzt werden.

 

Bedauern und Unverständnis bei vielen

Die Bürgerinitiative bedauert einmal mehr, dass wieder ein durchaus erhaltenswertes Haus, in dem sich ein Stück Stadtgeschichte wiederspiegelt ohne Not abgerissen wird. Der Pavillon stellte sich kaum verändert dar, war funktionstüchtig und es gab sogar interessierte Nutzer und interessante Nutzungskonzepte.

 

Kurparkanlagen  - "Kurparkrandbebauung"

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Abriss genehmigt

Die Kuranlagen von Bad Neuenahr sind bedeutende Zeugnisse des so genannten

"Neuen Bauens" der Weimarer Republik.

Bemerkenswert ist insbesondere, dass sie in den 1930er Jahren realisiert werden konnten, als in Folge der NS-Herrschaft andernorts das Neue Bauen auf vollständige Ablehnung stieß.

Vernachlässigung der baulichen Substanz darf nicht zum Verlust der stimmigen Anlage führen.

Prof. Dr. Regina Stephan (Darmstadt) https://www.openpetition.de/petition/kommentare/fuer-den-erhalt-der-kuranlagen-bad-neuenahr
Professorin für Architekturgeschichte

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Die Kuranlage ist ein herausragendes Zeugnis der Moderne,

für gerade nicht das Herz der öffentlichen Meinung schlägt.

Diese Epoche der Architektur braucht unseren besonderen Schutz, bis ihr Wert wieder allgemein erkannt ist.

Bad Neuenahr ist ein besonderes Exemplar der Bäderarchitektur.

 

Prof. Emil Hädler (Mainz) https://www.openpetition.de/petition/kommentare/fuer-den-erhalt-der-kuranlagen-bad-neuenahr

Architekturinstitut der Hochschule Mainz

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Kuranlagen Bad Neuenahr

Freiwillige Amputation

09.02.2017 - db-Metamorphose

Die Bauten am Rande des Kurparks von Bad Neuenahr sind nicht irgendeine bauliche Anlage – sie gehören zum identitätsstiftenden Kern des Ortes. Nun sollen sie abgerissen werden, um willigen Investoren Platz zu machen.

 

Claudia Hildner db-Metamorphose

 

Landgrafenstrasse 7

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Abgerissen

Dieses Anwesen kennen viele noch als Firmensitz des HochTiefBau-Unternehmens Steinborn, das bis zum Jahr 2000 dort bestand.

Der Vater von Gregor Steinborn, Karl, erwarb in den Zwanzigern das Haus, das ursprünglich von einer Familie Zerwas errichtet worden war.

Eine Vertrag anlässlich der Firmengründung zählt auf: 9 Hacken, 3 große Rammen, 2 kleine, diverse Hämmer, 2 Stühlchen, 3 Schubkarren…. Das Baugeschäft ging aus einem Pflastererbetrieb hervor und erlebte einen ungeahnten Aufschwung; in den 60gern zählte der Betrieb über 300 Mitarbeiter. Er betrieb Tiefbauprojekte und wagte sich erst nach dem II. Weltkrieg in den Hochbau. In Bad Neuenahr errichtete das Unternehmen beispielsweise das Areal der Piuskirche, die gegenüberliegende Brücke, das Gartenschwimmbad, manche Siedlung, viele Wohnhäuser. Baute Straßen und Plätze, verlegte Rohre und Leitungen….

Nach Angaben der Eigentümer war das Wohnhaus in der Landgrafenstraße nicht mehr zu halten.

Ehem. Hotel zur Traube - Schwanenapotheke
Hauptstraße 91-93  53474 Bad Neuenahr

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Abgerissen

 

Rheinzeitung:

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/bad-neuenahr_artikel,-trotz-neubau-fassade-soll-gerettet-werden-_arid,1745278.html

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/bad-neuenahr_artikel,-hotel-zur-traube-nur-der-giebel-bleibt-uebrig-_arid,1757994.html

Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler:

https://bad-neuenahr-ahrweiler.more-rubin1.de/show_pdf.php?_typ_432=vorl&_doc_n1=181812100021.pdf&_nk_nr=18&_nid_nr=181812100021&_neu_dok=&status=1&sitzungsnummer=2018-BauPlA-32&x=10&y=6

https://bad-neuenahr-ahrweiler.more-rubin1.de/anlagen.php

 

Die Geschichte des Hauses:

Quelle: https://www.aw-wiki.de/index.php/Hotel_%E2%80%9EZur_Traube%E2%80%9C_Bad_Neuenahr

 

Das „Hotel zur Traube“ war eines der ersten Hotels in der aufstrebenden Kurstadt Bad Neuenahr im 19. Jahrhundert.

Der Hotelier Peter Joseph Paffenholz ließ das Gebäude vor 1886 aus Feldbrandziegeln mauern und die zur Hauptstraße hin gelegene Fassade aufwendig gestalten.

Ein Hotelprospekt aus dem Jahr 1911 - Gregor Müller war zu dieser Zeit Inhaber des Hauses – versprach „modernen Komfort, einen großen Speisesaal, Restaurationssaal, Frühstückshalle, Damensalon, Lesezimmer und sogar elektrisches Licht“ - und zwar von drei Seiten frei im Garten gelegen und in der Nähe der Kuranlagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zu einem

Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.

Etwa 2011, nach dem Tod der ehemaligen Besitzerin, wurde das Gebäude von einer Erbengemeinschaft übernommen.

Als erster Schritt einer überfälligen Sanierung wurde im Jahr 2013 die Fassade saniert. Dabei sind die Balkone weitgehend zurückgebaut, die schönen Balkongeländer jedoch aufgearbeitet und wieder vor den Balkontüren angebracht worden.

Die Besitzer gingen davon aus, das Gebäude in weiteren Bauabschnitten komplett sanieren zu können.

 

Marienweg/Graf-Otto-Straße

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Abgerissen

 

Siedlungshaus - Organische Architektur

„Neues Bauen“, „Klassische Moderne“, ca. 1920–1968

 
Ensemble entführt in den Neuenahrer Bäderboom
Eines der letzten Bauensembles der Bäderzeit ist bedroht!

 

Prägend für das Erscheinungsbild einer Stadt sind gewiss Einzeldenkmäler, wie Kirchen, Burgen oder am Beispiel von Bad Neuenahr Kurhäuser, Kliniken, Hotels. Aber auch die Gesamtheit eines Straßenzuges oder eine Platzes machen den Reiz einer schönen Stadt aus. Die Denkmalpflege spricht von einem Ensemble.

 

Eine solche Bautengruppe bilden die Häuser zwischen Kölner – und Bergstraße. Sie gehören zu einer Zeile, die noch recht wenig von der Bauwut heimgesucht wurde, die die Badestadt in den letzten Jahren massiv umgestaltet hat. Das Ensemble wird gebildet vom Hansahaus, der Post, Cortina, Irish Pub und altem Rathaus. Sie dokumentieren steinern als geschlossenes Ensemble die boomende Geschichte des Heilbades um 1900.
 
Großartige Zeitzeugnisse
Baulich herausragend ist sicherlich die nahezu glatte Fassade der Post. So baute man zu Kaisers Zeiten: große Flächen, wuchtige Steinquader – sichtbar und nicht verputzt (Werksteinbau) - wenig Gliederung, an dem das Auge Halt findet, wenige Ornamente, diese aber sehr gezielt. Der Erker und der mit dem Adler gekrönte Giebel haben schon etwas Herrschaftliches, erinnern an ein Schloss aus dem Machthaber dem Volk huldigen. Deutlich wird hier, mit welchem Anspruch die preußische Reichspost dieses Gebäude 1905 errichtete. Sie bauten nicht das Notwendige, das Zweckmäßige, sondern wollten im aufstrebenden Bad repräsentieren. Einen ähnlichen von Berlin aus beeinflussten „Monumentalbaustil“ finden wir übrigens in der Rosenkranzkirche (Telegrafenstraße). Auch hier große Flächen, die den Betrachter erschauern lassen. Das entspricht dem damaligen Gesellschaftsbild im jungen Kaiserreich. Die Wahl der Neorenaissance, auch ein bisschen Barock (Türen und Fenster im Erdgeschoss mit barocken Kartuschen und Schlusssteinen) und ein bisschen Gotik (Kreuzstockfenster des Obergeschosses) sind dabei, nahm man damals gerne für Verwaltungsbauten – so auch beim Amtsgericht in Ahrweiler. Bevorzugt auch bei Mädchenschulen und Museen. Der Baustil drückt aus: hier gibt es eine Rückbesinnung auf die Antike, also eine Rückbesinnung auf das Eigentliche, das Ursprüngliche, die antiken Werte und Kulturen.
 
Deutlich älter ist das erste Rathaus Neuenahrs, Ecke Bergstraße. Es wurde 1895 errichtet. Wir sehen ein Schlösschen. Der zinnenbekrönte Erkerturm wendet sich zur Kreuzung hin – wie übrigens früher nahezu alle großen Häuser in der Stadt zu Kreuzungen hin Türme und abgeflachte Ecken hatten und so die Straßenkreuzungen zu kleinen Plätzen gestalteten.
Auf dem Balkon kann man sich noch gut einen Bürgermeister mit Kette und Gehrock vorstellen. Als Neuenahr eigene Bürgermeisterei wurde, brauchte es ein repräsentatives Gebäude und so steht es noch heute dort: hochmodern für den damaligen Zeitgeschmack mit seinen Reminiszenzen an die Gotik. Das Haus stellt sich somit in die Traditionen des Mittelalters. Auch Schulen, Pfarrhäuser, großbürgerliche Villen bedienten sich dieser Formensprache gerne und wurden oft in Werksteinfassaden errichtet.
 
Drei Bürgerhäuser vervollständigen das Ensemble, dreimal geschmackvolle Architektur, die man zur Bereicherung des Ortes, hochwertig und repräsentativ errichtete. Das Ansinnen damaliger Bauherren: ich baue etwas, das den Ort bereichert. Alle drei Häuser kombinieren, sehr städtisch, Geschäfts- und Wohnraum.
Zu nennen sind das „Haus Hansa“ der Familie Rollwagen mit einer Fassade, die – für die Provinz mutig – dem Jugendstil huldigt, der in der Stadt nur sehr punktuell auftaucht. Ist (oder besser: war) doch Neuenahr ein Gründerzeit- (nie ein Jugendstil-) Bad, wenngleich der allgemeine Sprachgebrauch gerne alles, was um die Jahrhundertwende herum errichtet wurde, als „Jugendstil“ deklariert.
Beim Cortina ist bereits die Institution „Eisdiele“ schützenswert – sie atmet noch ein bisschen den Geist der Fünfziger, als Eisdielen einen Hauch der exotischen Fremde in den Ort brachten. Zugleich hat eine Modernisierung des Ladens im Erdgeschoss die ursprüngliche Fassade stark verändert. Das Cortina beherbergte ursprünglich ein Lebensmittelgeschäft. In diesem Haus wuchs der inzwischen wieder hier ansässige Pastor Heribert Hürther auf. Es handelt sich um ein sehr schön gestaltetes und stadtbildprägendes Gebäude, ebenfalls historisierend, d.h. alte Bauformen aufgreifend, wie man es gerne zu dieser Zeit tat.
So auch das benachbarte Irish-Pub. Das Haus liegt leicht von der Straße zurückversetzt. Die Fassade wird durch Ziegelstein und schöne, aufwendige Stuckarbeiten geprägt, ganz dem bürgerlichen Geschmack jener Zeit entsprechend. Die Straßenfront wird nicht nur durch die großzügige Terrasse für die Gäste des Hauses akzentuiert, sondern auch durch einen mächtigen Neorenaissancegiebel.
 
Neue bauliche Akzente entstehen
Von den aktuellen Entwicklungen bleibt auch dieses Quartier nicht verschont, denn auch hier werden die Bagger anrollen: auf dem Parkplatz hinter dem alten Rathaus entsteht als Fortsetzung in Richtung Weinberge das Ahr-Carré.

Die Bürgerinitiative begrüßt, dass dieses Bauvorhaben unter Erhalt des denkmalgeschützten alten Rathauses geplant wurde und in baulicher Abstimmung zu diesem gestaltet ist. Beide Gebäude korrespondieren miteinander, Fensterformate und bauliche Akzente des alten Gebäudes werden im Neubau modern interpretiert. So entsteht eine für das Auge Harmonie, da sich Proportionen und Markantes, Höhen und Tiefen wiederholen.
 
Schon länger wird auch über einen Lückenschluss zwischen Post und Eisdiele spekuliert; ein Vorhaben, das nachvollziehbar ist. Die Entwürfe und Giebelgestaltungen beider Gebäude sahen ursprünglich eine direkte Nachbarbebauung vor und fordern gestalterische Elemente ein.
Vielleicht lässt sich hier das gute Vorbild Ahr-Carré wiederholen, so dass die fünf wunderschönen alten Fassaden erhalten bleiben und eine moderne und ansprechende, anspruchsvolle Ergänzung in der Baulücke das Stadtbild bereichert. Zu hoffen ist, dass ein solcher Lückenschluss auf die alte Bebauung Rücksicht nimmt und sich in diese einfügt. Denn einfach mal abgerissen, wurde im Bad Neuenahr bereits genug.
 

 

Kreuzstrasse 4 und Kreuzsstrasse 6

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: abgerissen

Das linke Haus beherbergte das Schreibwarengeschäft Rollwagen, 1927 ist hier gemeldet: Rollwagen, Karl, Buch-, Papier-, Leder- und Luxuswaren, Bürobedarf und Maschinen, Einrahmung – Buchbinderei. Das Geschäft firmiert in den Dreißern als: Ka-Ro-Ba-Ne Groß-Verlag, Papier- u. Schreibwaren, Bürobedarf - Großhandlung Später wird es geführt von zwei Schwestern der Familie. Daneben gibt es an der Post bis heute das Schreibwarengeschäft, das von einem Bruder oder Verwandten der Damen geführt wurde. Viele Ältere werden sich erinnern, dass man hier auch Bücher ausleihen konnte, die es in der Borromäusbücherei nicht gab.

 

Im rechten Gebäude war die Samenhandlung Weck zuhause. Hier gab es neben allerlei Sämereien und Gartenbedarf auch Kleintiere, wie Hamster, Mäuse, Vögel und Fische. Laut Register wohnten hier in den 20gern u.a. Heinrich Thomas Parkett und Stabfußböden und Peter Josef Jochemich, Händler.

 

 

Bahnerhäuschen Anwaltsvilla
Wilhelmstrasse 49  53474 Bad Neuenahr

Stadtteil Ahrweiler

 

Status: Abriss

 

Die Geschichte des Hauses:

Vis á vis dem Bahnhof Ahrweiler sollten mittlere Beamte der Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung ein repräsentables Domizil erhalten.
Hierfür griff die Verwaltung in Köln auf Entwürfe zurück, die sich dem bis in die Jahrhundertwende sehr beliebten Heimatstil verschreiben. Dieser Stil romantisiert das Landleben und zitiert in seiner Architektur gerne vermeintlich ländliche Bauelemente. Besonders beliebt ist anfangs (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) das Tiroler oder Schweizer Bauernhaus, bald werden auch andere landschaftstypische Baumerkmale berücksichtigt und der Heimatstil verwurzelt sich somit in den unterschiedlichen Regionen. Gemeinsam ist ihm aber, dass man sehr gerne auf Fachwerk und andere hölzerne Elemente zurückgreift, auf Schnitzereien und Laubsägearbeiten, Buckelsteine und Sichtsteinverkleidungen, Fensterläden, auffällige Dachlandschaften, Erker und Türmchen.
Dabei spielt die Größe der Häuser keine Rolle. Einfamilienhäuser, Villen, Wohnkomplexe oder Siedlungen – der Heimatstil prägt alsbald alle Haustypen.
Bis heute sind viele Kleinode von respektabler architektonischer Qualität im ganzen deutschsprachigen Raum zu bewundern.
Werfen diese Häuser äußerlich eher ein Blick zurück in die lokale Baugeschichte, sind sie zumeist doch im Innern den neusten Errungenschaften modernen Wohnkomforts verpflichtet.
 
Der Stil hält sich recht lange – bald beeinflusst er auch den Hotelbau, er vermittelt etwas Bodenständiges, Lokales, und die Gestaltung von Kurorten, er nimmt dem Medizinischen den Schrecken – und gilt zugleich doch als modern. Auch die Bahn, durch und durch technische Errungenschaft, baut modern! Viele Bahnhöfe zitieren den Heimatstil und wie in diesem Fall auch die Personalhäuser.
 
Die Bauanträge für die Wilhelmstraße 49 werden 1912 vorgelegt.
Das Haus bietet Platz für zwei Wohnungen á 3 „Stuben“ und einer großzügig bemessenen Wohnküche. Hinter der liegt die Toilette, sie ist jeweils über die seitliche Veranda zu erreichen. Zu den Wohnungen gehören auch je ein Kellerraum und eine Kammer auf dem Speicher. Zusätzlich liegen im Treppenhaus, zur Wilhelmstraße hin und seitlich der Haustür, eine sogenannte Schreibstube, sowie ein weiterer Raum im Geschoss darüber.
Die Entwürfe sind mit 1906 datiert. Da klingt der Heimatstil eigentlich schon langsam aus und gilt als altbacken. Vielleicht ist das der Grund, warum die Stadt Ahrweiler bittet, die Entwürfe zu überarbeiten. Und tatsächlich erhält die Fassade daraufhin ein moderneres Gesicht. Die Sichtbausteinelemente schrumpfen. Die Dachlandschaft wird gestrafft, Rundbogenfenster werden eckig. Ein zweites Haus, das spiegelbildlich westlich angebaut werden sollte, wird nicht realisiert.

Bahnerhäuschen Anwaltsvilla
Wilhelmstrasse 51  53474 Bad Neuenahr

Stadtteil Ahrweiler

 

Status: ?

 

Beschreibung des Hauses:

neben der "neuen Sachlichkeit", Expressionismus und Historismus ist der Heimatstil eine vierte Strömung in der Baukunst der 1920er Jahre.

Der Heimatschutzstil bedient sich dabei traditioneller Bauformen.

Seine wichtigsten Vertreter waren Paul Schmitthenner, Paul Schultze-Naumburg, Heinrich Tessenow und Theodor Fischer.

Der Baustil begann nach 1900, dauerte bis zum Beginn des Dritten Reiches.

 

England war für die Vertreter des Heimatschutzstils ein Vorbild.

Hermann Muthesius stand unter dem Einfluss des britischen "Arts and Crafts Movement", der Bewegung zur Belebung des Handwerks durch die Kunst.

Er legte größten Wert auf eine solide handwerkliche Ausführung.

In Frankfurt und Umgebung prägte der Heimatschutzstil auch die Arbeitersiedlungen, zum Beispiel bei der 1918-21 für Eisenbahner erbauten im Stadtteil Nied.

Konservative, besonders wohlhabende Bauherrenbauten bis in die Nachkriegszeit, ja sogar bis in die Gegenwart im Heimatschutzstil.

Haus Friesem - Heute Stadtvilla 992

Jesuitenstraße 28

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Abgerissen

 

Gründerzeithaus aus der ersten Blütezeit des Heilbades vor 1914

Zur Geschichte der Bewohner: http://stadt.bad-neuenahr-ahrweiler.de/sv_bad_neuenahr_ahrweiler/Bildung%20&%20Kultur/Projekt%20%22Stolpersteine%22/Brosch%C3%BCre%20aktuellster%20Stand.pdf

Teichstraße 4

Stadtteil Bad Neuenahr

 

Status: Denkmalgeschützt - Abrissgenehmigung beantragt (UPDATE: abgerissen!)

 

Fachwerkhaus, Walmdach, 18. Jh.

Dorfgeschichte ausradiert – Adieu „Winnens Häuschen“

Nahezu unbemerkt wurde in diesen Tagen einmal mehr ein Stück Heimatgeschichte ausradiert. Ein altes Fachwerkhaus in der Teichstraße 4, Bad Neuenahr fiel der Abrissbirne zum Opfer. Wieder einmal ein Fall, bei dem der Denkmalschutz einfach aufgehoben wurde. Ein Nachruf der Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“.

 

Einmal mehr muss die Bürgerinitiative ein Bild auf ihrem virtuellen „Friedhof“ auf der BI-Homepage einstellen. Das Haus Teichstraße 4 ist verschwunden.

 

Die Geschichte des Hauses

Keine Gründerzeit der frühen Bädergeschichte, kein Stuck, keine aufwendige Fassade ging in der Teichstraße des Neuenahrer Ortsteils Hemmessen verloren, dafür ein Zeugnis der frühen kleinbäuerlichen Geschichte. Die drei Keimzellen des Bades Neuenahr, Beul, Hemmessen und Wadenheim wurden bis ins 19. Jahrhundert vor allem durch Landwirtschaft und Weinbau geprägt.

 

Das Heil- und Kurbad entstand in weiten Teilen auf den Flächen zwischen diesen Dörfern, die vormals Ahrflussbett, Weiden und Wiesen waren. Aus diesem Grunde konnte sich bis in unsere Tage ein hoher Anteil der ursprünglichen Bebauung erhalten, der leider in Zeiten von Baugold nun zu verschwinden droht. Ein geschlossenes Ensemble bildet immer noch „Klein Frankreich“ (Kreuzstraße). Es zeichnet sich durch eine kleinteilige dichte Bebauung aus. 

Auch im Ortsteil Beul lässt sich noch das ursprüngliche Dorf erkennen und nicht zuletzt an den Straßennamen ablesen, die das Ober-, Unter- und Mitteldorf markieren.

 

Das etwas abseits des Kurbetriebs gelegene Hemmessen war noch bis zum Bau der Bundeswehrsiedlungen in den Fünfzigern das ursprüngliche, von Fachwerk geprägte Straßendorf, das sich entlang der Sebastianstraße und in nur wenige Seitengassen hinein erstreckte – dahinter Äcker und Weiden. Hemmessen war ursprünglich die Kornkammer der drei Dörfer. Hier wurden vier Mühlen durch den Teich angetrieben. 

Das schlichte Fachwerkhaus aus der Teichstraße war für das Dorf und für die Eifel typisch. Ein langgestrecktes Anwesen, zur Straße hin die Schmalseite, davor ein kleiner Bauerngarten. Auffällig waren beim Haus der Familie Winnen zwei Eingänge. Es kann sein, dass ursprünglich ein Teil als Stall oder Remise oder es gleich von Beginn an durch unterschiedliche Parteien genutzt wurde. Die Jochstreben sind gebogen, das Obergeschoss tritt hervor. Das Haus trug ein Walmdach und stammte aus dem 18. Jahrhundert. 

 

Bedauern und Unverständnis

Die Bürgerinitiative bedauert, dass einmal mehr ein denkmalgeschütztes Haus abgerissen wurde, obwohl es Interessenten gab, die sich der Sanierung und Nutzung angenommen hätten. Angebote wurden schon vor vielen Jahren durch ortsansässige Vereine ausgesprochen, denn das Haus stand schon lange leer. Auch aktuell formulierten Kaufinteressenten Interesse. Dies hätte durchaus in Erwägungen zur Zukunft des Anwesens einbezogen werden können. Es stellt sich grundlegend die Frage, welchen Wert der Denkmalschutz hat, wenn er so häufig aufgehoben wird, wie es in dieser Stadt zu beobachten ist.

 

Möbelhaus Herbrand

Niederhutstrasse 39

Stadtteil Ahrweiler

 

Status: Abgerissen

 

Herbrand-Möbelhaus wird abgerissen

An der Niederhutstraße entstehen Eigentumswohnungen und Geschäftsfläche

Von Günther Schmitt

AHRWEILER. Mehr als 150 Jahre hat das Möbelhaus Herbrand in Ahrweiler Firmengeschichte geschrieben. Damit ist es vorbei. GA-Bonn - Lesen Sie mehr auf:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/kreis-ahrweiler/bad-neuenahr-ahrweiler/an-der-niederhutstrasse-entstehen-eigentumswohnungen-und-geschaeftsflaeche-article1109207.html#plx1044293010