Teichstraße 4
Stadtteil Bad Neuenahr
Status: Denkmalgeschützt - Abrissgenehmigung beantragt (UPDATE: abgerissen!)
Fachwerkhaus, Walmdach, 18. Jh.
Dorfgeschichte ausradiert – Adieu „Winnens Häuschen“
Nahezu unbemerkt wurde in diesen Tagen einmal mehr ein Stück Heimatgeschichte
ausradiert. Ein altes Fachwerkhaus in der Teichstraße 4, Bad Neuenahr fiel der Abrissbirne zum Opfer. Wieder einmal ein Fall, bei dem der Denkmalschutz einfach aufgehoben wurde. Ein
Nachruf der Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“.
Einmal mehr muss die Bürgerinitiative ein Bild auf ihrem virtuellen „Friedhof“ auf
der BI-Homepage einstellen. Das Haus Teichstraße 4 ist verschwunden.
Die Geschichte des Hauses
Keine Gründerzeit der frühen Bädergeschichte, kein Stuck, keine aufwendige Fassade
ging in der Teichstraße des Neuenahrer Ortsteils Hemmessen verloren, dafür ein Zeugnis der frühen kleinbäuerlichen Geschichte. Die drei Keimzellen des Bades Neuenahr, Beul, Hemmessen und
Wadenheim wurden bis ins 19. Jahrhundert vor allem durch Landwirtschaft und Weinbau geprägt.
Das Heil- und Kurbad entstand in weiten Teilen auf den Flächen zwischen diesen
Dörfern, die vormals Ahrflussbett, Weiden und Wiesen waren. Aus diesem Grunde konnte sich bis in unsere Tage ein hoher Anteil der ursprünglichen Bebauung erhalten, der leider in Zeiten
von Baugold nun zu verschwinden droht. Ein geschlossenes Ensemble bildet immer noch „Klein Frankreich“ (Kreuzstraße). Es zeichnet sich durch eine kleinteilige dichte Bebauung
aus.
Auch im Ortsteil Beul lässt sich noch das ursprüngliche Dorf erkennen und nicht
zuletzt an den Straßennamen ablesen, die das Ober-, Unter- und Mitteldorf markieren.
Das etwas abseits des Kurbetriebs gelegene Hemmessen war noch bis zum Bau der
Bundeswehrsiedlungen in den Fünfzigern das ursprüngliche, von Fachwerk geprägte Straßendorf, das sich entlang der Sebastianstraße und in nur wenige Seitengassen hinein erstreckte –
dahinter Äcker und Weiden. Hemmessen war ursprünglich die Kornkammer der drei Dörfer. Hier wurden vier Mühlen durch den Teich angetrieben.
Das schlichte Fachwerkhaus aus der Teichstraße war für das Dorf und für die Eifel
typisch. Ein langgestrecktes Anwesen, zur Straße hin die Schmalseite, davor ein kleiner Bauerngarten. Auffällig waren beim Haus der Familie Winnen zwei Eingänge. Es kann sein, dass
ursprünglich ein Teil als Stall oder Remise oder es gleich von Beginn an durch unterschiedliche Parteien genutzt wurde. Die Jochstreben sind gebogen, das Obergeschoss tritt hervor. Das
Haus trug ein Walmdach und stammte aus dem 18. Jahrhundert.
Bedauern und Unverständnis
Die Bürgerinitiative bedauert, dass einmal mehr ein denkmalgeschütztes Haus abgerissen wurde, obwohl es Interessenten gab, die sich der Sanierung und Nutzung angenommen hätten. Angebote wurden
schon vor vielen Jahren durch ortsansässige Vereine ausgesprochen, denn das Haus stand schon lange leer. Auch aktuell formulierten Kaufinteressenten Interesse. Dies hätte durchaus in
Erwägungen zur Zukunft des Anwesens einbezogen werden können. Es stellt sich grundlegend die Frage, welchen Wert der Denkmalschutz hat, wenn er so häufig aufgehoben wird, wie es in dieser
Stadt zu beobachten ist.