Abriss scheint amtlich zu sein!

Vorhaben in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Stadt plant Kita neben den Ahr-Thermen (ga.de)

 

Vorhaben in Bad Neuenahr-AhrweilerStadt plant Kita neben den Ahr-Thermen

Bad Neuenahr · Die Stadt hat weiterhin einen hohen Bedarf an Kindergartenplätzen. Um das zu ändern, nehmen die Verantwortlichen neue Lösungen in den Blick. Doch Hürden gibt es dafür einige.

Textzitat: "Geht es nach dem Willen des städtischen Bauausschusses, dann erhält die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler schon bald einen Kindergarten an der im Kurviertel gelegenen Mittelstraße. Rund einhundert Kinder sollen dann in der Kita in fünf geplanten Gruppen betreut werden. Bauherrin, Betreiberin und Träger der Einrichtung wird die Stiftung Bethel (Bielefeld) sein, die in der Kreisstadt bereits das Inklusionshotel am Bahnhof sowie den Kindergarten an der St. Pius-Kirche gebaut hat. Rund 5,5 Millionen Euro wird das neue Projekt neben den Ahr-Thermen kosten. Zunächst muss jedoch der dort geltende Bebauungsplan geändert werden. Ungeachtet des Planungsrechtes gilt es noch eine weitere emotionale Hürde zu nehmen: Die dort stehende alte „Villa Schmitz“ – zuletzt Heimstätte der Jugendarbeit „Okuja“ - muss der Kita weichen. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Es fehlen im Stadtgebiet über 200 Kindergartenplätze
Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat nach wie vor und trotz der inzwischen geschaffenen provisorischen Lösungen einen hohen Bedarf an weiteren Kindergartenplätzen. Das war bereits vor der Flutkatastrophe so. „Auf Basis der Zahlen vor dem Flutereignis besteht ein Fehlbedarf im gesamten Stadtgebiet von rund 220 Plätzen mit stetig steigender Tendenz. In Folge des Hochwassers sind einige Familien (vorübergehend) aus dem Stadtgebiet verzogen. Die tatsächliche mittelfristige Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ist aktuell noch nicht absehbar, so dass derzeit keine valide Vorhersage der Bedarfe an Kita-Plätzen in der Stadt in den folgenden Jahren getroffen werden kann“, erklärte Bürgermeister Guido Orthen (CDU) in einem Pressegespräch vor der Sitzung. Allerdings: „Sollten die Wohnflächen weitestgehend erhalten bleiben, ist nach erster Einschätzung die Bedarfserfassung vor der Flut als planungsleitend anzunehmen.“ Erst kürzlich hatte Orthen mitgeteilt, dass sich monatlich im Schnitt 50 Neubürger beim Einwohnermeldeamt registrieren ließen. Selbst wenn vorübergehend durch flutbedingte Wegzüge ein geringerer Bedarf an Kita-Plätzen feststellbar sei als vor der Katastrophe, so sei bis 2030 wieder mit einem Anstieg von mehr als 180 fehlenden Plätzen auszugehen. Orthen: „Auch die aktuellen Daten des Einwohnermeldeamtes weisen auf eine Unterdeckung an Kita-Plätzen hin.“ Trotz und unter Berücksichtigung bereits eingerichteter Provisorien würden derzeit mehr als 80 Plätze fehlen. Gleichzeitig zeichnet sich eine kontinuierlich steigende hohe Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder unter zwei Jahren ab. Orthen: „Die kontinuierliche Nachfragesituation übersteigt nach wie vor deutlich das aktuelle Angebot an Kita-Plätzen in der Stadt.“
Noch fehlen wichtige Voraussetzungen
Das Gelände an der Mittelstraße neben den Ahr-Thermen befindet sich im städtischen Eigentum, bindet an die vorhandene kommunale Infrastruktur an, ist städtebaulich integriert und kann erstmals den südlichen Teil des Stadtteils Bad Neuenahr mit wohnortnahen Kindertagesplätzen versorgen, erklärte das Stadtoberhaupt. Daneben könnten auf dem Areal auch „ergänzende Versorgungsfunktionen für das Quartier im Süden von Bad Neuenahr übernommen werden“. Denkbar sei „eine kleinteilige zeitgemäße multifunktionale Nutzung, die dem Kur-/ Fremdenverkehr sowie den Bewohnern im Quartier gleichermaßen dient“. Auch eine kleine Einzelhandelsmöglichkeit und eine Begegnungsstätte seien denkbar. Dem Bürgermeister schwebt vor, das Gelände in Erbbaupacht an die Bethel-Stiftung abzutreten." Quelle: Generalanzeiger vom24.01.2024

Zum Abriss Villa Schmitz

Die Pläne zum Abriss der Villa Schmitz und zur Neubebauung des Geländes stehen. In einer Pressekonferenz der Stadt am 24. Januar zur Entwicklung der Fläche wird die Öffentlichkeit zum ersten Mal erfahren, was hier geplant ist.

Die BI “lebenswerte Stadt” hat in dieser Angelegenheit mehrfach Stellung bezogen. Sie hat deutlich gemacht und begründet, dass die Bausubstanz der Villa solide ist und dass aufgrund von Flutschäden kein Abriss notwendig ist. Das geht auch aus Schadens- und Sanierungsgutachten der Stadt hervor, die der Stadtverwaltung vorliegen. Ebenso ist eine der Bedeutung des Bauwerks angemessene Sanierung machbar und mit bis zu 80% Wiederaufbauhilfe durchaus finanzierbar. Dass darüber hinaus das Gebäude einen baukulturellen und ideellen Wert hat, hat die BI hinreichend dargelegt (vgl. www.lebenswertestadt.jimdofree.com). Fakt ist, dass die Stadt dem Investor das Grundstück in Erbpacht vergeben hat und dass eine Kindertagesstätte darauf errichtet werden soll. Was auch immer hier gebaut wird: es wird unter dem Strich für die Menschen in der Stadt ein Minus sein. Ein Verlust, ein Weniger als vorher, weil das Gebäude mit seiner Geschichte unwiederbringlich zerstört ist. Was hier auch immer entsteht, es bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Für Kindertagesplätze und multifunktionale Sozialräume sind noch andere Standorte denkbar, nicht zuletzt die Alte Rentmeisterei. Ohne Not ein Gebäude mit so hohem ideellen und baukulturellem Wert unwiederbringlich zu zerstören, bevor alle Alternativen geprüft wurden, ist ein Schaden für das Image Bad Neuenahrs. Statt dessen wäre möglich, eine einmalige historische Bausubstanz in eine Zukunft zu überführen, die für ein innovatives Bad Neuenahr steht, das sich seiner Herkunft und Geschichte als Kur- und Heilbadort bewusst ist. Neben den üblichen Bauauflagen, Renditebestrebungen und einer Vereinfachung der Prozesse gilt es im Städtebaulichen und Sozialen immer, das Umfeld mitzudenken, das insgesamt einen Mehrwert und Lebensqualität erhofft. (Fotograf: Elmar Gafinen )

Historie ja – Geschichte nein? 

Alte Zeiten werden als Werbeträger bemüht - aber zeitgeschichtliche Zeugnisse erhalten will niemand? Entdecke den Widerspruch. BI „lebenswerte Stadt“ bedauert Geschichtsvergessenheit. 

 

Bad Neuenahr. Gerne wird die durchaus illustre Vergangenheit des Bades Neuenahr bemüht, wenn es darum geht, vermeintlichen Flair früherer Tage heraufzubeschwören und sich heute im Glanz von damals zu sonnen. So beispielsweise umreißt der aktuelle Guide des Ahrtal-Tourismus blumig einen Ort voller Jugendstilpracht, den die Stadt nie hatte, und beschwören ein Kaiserbad herauf, das Neuenahr nie war. So lassen auch historische Aufnahmen in Schaufenstern großformatig verblichene Noblesse am Platz an der Linde auferstehen und legen doch nur ernüchternd offen, wie rigoros diese Stadt, deren Baukultur mit Baden Baden konkurrieren konnte, Ortsgestaltung mit der Abrissbirne betrieb. 

 

Richtig ist: Historie verweist auf Herkunft, schafft Identität und ist der Grundstein für die Zukunft. Doch dazu braucht es mehr als hehre Worte und bildhafte Verweise, Bücher mit alten Fotos oder nostalgische Kettenkarussells im Kurpark. Es braucht Fingerspitzengefühl, Kreativität und vor allem politischen Willen. 

 

Nun bietet sich in der Mittelstraße 31 die gute Gelegenheit, die o.g. Bekenntnisse zur Historie in die Tat umzusetzen: zum Abriss steht die stadtgeschichtlich, baukulturell und architektonisch wertvolle Villa, die Badearzt Sanitätsrat Dr. Schmitz repräsentativ und gleich am Kurviertel 1866 mit weit vorgelagertem Vorgarten erichten ließ. Das Haus bot Praxisräume, Gästezimmer und Wohnung. Zu seinen Patienten zählten Karl Marx (1877) oder die junge Erzherzogin Stephanie von Österreich (1890). Später leicht neubarock und klassizistisch überformt, bot die Villa nach bewegter Geschichte zuletzt der OKUJA Heimstatt. Der Bau stellt ein beredtes Zeugnis des aufstrebenden Heilbades dar und verdeutlicht, wie der zentrale Kurbetrieb zum großen Teil von engagierten Anbietern ergänzt wurde.  

 

Die Bausubstanz der Villa ist auch nach der Flut noch solide, wie der Stadt vorliegende Gutachten beweisen. Eine denkmalgerechte Sanierung ist problemfrei machbar und finanzierbar. Es fehlen nur noch der wünschenswerte Einsatz der Ratsherren und –frauen und der Stadtverwaltung für den Erhalt. 

 

Die BI „lebenswerte Stadt“ setzt sich für eine behutsame Stadtentwicklung unter Erhalt der Historie ein. (PM vom 04.12.2023)

Villa Schmitz

Noch lang net langs Schmitz´ Villa”* 

Einladung zum Bürgertreff “Langs Schmitz´ Villa” 

am Samstag, den 26.08., 14:00-16:00 – vor Ort (Mittelstraße 31 neben den Ahrthermen): Offene Ohren, munterer Austausch, Kaffee und Kuchen und mehr 

Liebe Freunde und Freundinnen einer lebenswerten Stadt,
Was soll mit der Villa Schmitz in der Mittelstraße geschehen? Wird berücksichtigt, dass Sie ein wertvolles Zeugnis unserer Bädergeschichte darstellt? Wird gesehen, dass ihr die Flut keineswegs massiv zugesetzt hat? Werden die vielen Stimmen gehört, die sie erhalten wollen?
Nö. Auch nach der Flut gibt es kein Umdenken in dieser Hinsicht:
es geht lustig weiter, wie gewohnt...
Welche Ideen, Visionen, Ratschläge haben die Bürgerinnen und Bürger zu diesem hübschen und geschichtsträchtigen Anwesen? Wie würden sie es nutzen, gestalten, ins Kurviertel integriert wissen? Wir interessieren uns dafür und dazu laden wir ein.
Fachvortrag “Geschichte macht Heimat!”;
Ideenskizzen zu möglichen Nutzungen und Gestaltungen des Geländes;
Pinwände, um die eigenen Ideen einzutragen;
(hoffentlich) Beteiligung vieler wichtiger Entscheidungsträger und Verantwortlicher;
Sind Sie dabei?
Ihr Leitungsteam (alph):
André Gerth, Markus Hartmann, Karl Heinen, Jürgen Lorenz, Marion Morassi, Lisa Schal
  • * Die Villa Schmitz in der Mittelstraße neben den Ahrthermen ist/ war im städtischen Eigentum und beherbergte bis zur Flut die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKUJA). Sie steht seit der Flut leer 

Hierüber und über die Geschichte haben wir Sie ja in anderen Rundmails informiert. Auch einen Antrag auf Unterschutzstellung beim Land hat die BI gestellt, der bedauerlicherweise und für viele Beteiligte unverständlich, abschlägig beschieden wurde (sämtliche Infos auch unter dem Punkt "Presse" unserer HP nachlesbar) 

Das Gelände will die Stadt, wen überrascht es, veräußern, damit die alte Villa, wie immer bei historischen Gebäuden, abgerissen wird und dort ein Wohnblock in Investorenoptik und mit Blick auf das Neubaugebiet Nachtigallenschlag immerhin mit Kindertagesstätte entsteht.  

Wie finden: Historie erhalten und aktuellen Bedürfnissen Rechnung tragenschont Ressourcen, würdigt die Geschichte, bereichert die Gegenwart und ist zunkftsweisend. 

  

Das Sprichwort in der Kopfzeile spielt auf das kölsche Sprichwort “noch net langs Schmitz´ Backes” an und meint, es ist noch nicht das letzte Wort gefallen 
Eine historische Bestrafungspraxis sah vor, dass der Verurteilte (wenn ihm nicht die Todesstrafe drohte) vom erzbischöflichen Gericht (der Hacht), das auf der Domplatte lag, bis zum Ende der Severinsstraße einen hölzernen Mantel tragen musste. Alle Kölner, die noch etwas mit dem Gefangenen auszutragen hatten, schlugen auf den Gefangenen ein, bis dieser das Severinstor erreichte, wo er endgültig die Freiheit erreichte 
Nicht alle schafften es lebendig bis zum Tor, bzw. Bis Schmitz´ Backes, das ganz am Ende des Weges lag. Der Spruch meint: wir haben das Ende des Weges noch nicht erreicht. 

Leserbrief einer Ahrschwärmerin

 

Ende Juli (2022) las ich bereits von den Absichten der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler, die alte, spätklassizistische Villa des ehemaligen Sanitätsrats Dr. Schmitz abzureißen, um damit einem mehrstöckigen, großflächigen Neubau Platz zu machen. Eine Grundsatzentscheidung stünde noch aus. Nur wenig später heißt es, die Villa werde abgerissen. Wann wurde diese Entscheidung getroffen und von wem? In den Sommerferien? Am Ende gar nicht diskutiert? Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Stadt von ihrer einst großartigen Bäderarchitektur ganz stickum verabschiedet und sie ohne Rücksicht auf den Ortsbild prägenden Charakter bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Wer kämpft eigentlich für den Erhalt unwiederbringlicher architektonischer Schätze?

 

Ahrweiler dagegen erntet Lob und Preise für „Fachwerkhauspfleger“, irritierend geradezu, handelt es sich doch um dieselbe Verwaltung? Soll am Ende Ahrweiler für den Tourismus attraktiv herausgeputzt werden? Soll Bad Neuenahr, wie der Name suggeriert, in eine gesichtslose Zukunft katapultiert werden? Wer will da wohnen, wenn es auch für Geschäftsleute uninteressant ist, dort zu siedeln? Arztdichte allein macht noch kein Bad. Der Charme der Stadt ist schon lange baden gegangen. Die Suche nach einer Architektur, die Altes erhält und mit Neuem verbindet hat gelungene Vorbilder. Der Abriss kostet genauso Energien wie der Erhalt. Hat die Stadtverwaltung den Schuss noch nicht gehört?     

Wer gestaltet eigentlich unsere Heimat?

Leserbrief eines Mitbürgers

Und wieder einmal soll ein Stück Bad Neuenahr fallen. Diesmal steht die Villa Sanitätsrat Schmitz in der Mittelstraße 31 auf der Abschussliste.
Und wieder einmal wird zugunsten eines Investorenprojektes „tabula rasa“ gemacht, offensichtlich ohne jede weitere Auflagen. Man kennt das ja. Unsere Stadt entledigt sich ihrer Historie, damit gesichtslose Allerwelts- und Investorenarchitektur Einzug hält, statt mit Stolz und Leidenschaft das Ererbte zu erhalten und kreativ und phantasievoll weiterzuentwickeln, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Architekturstudenten oder im Rahmen von Ideenwettbewerben. Altenahr hat es gerade vorgemacht. Davon will man hier nichts wissen.

Und wieder einmal ist auch Unmut in den sozialen Netzwerken zu diesem Thema groß. Murren und Empörung – leider ohne Folgen für das „real life“. Dennoch sei die Frage erlaubt: wer gestaltet hier eigentlich die Stadt? Wer beschließt solche Abrisse und Bauprojekte? Und warum offensichtlich am Willen der Menschen vorbei? Warum beschränkt sich die einzige Phantasie auf Abriss, statt Weiterentwicklung des Alten?

Nachhaltig ist das nicht. Denn weder ist Neubau angesichts von Energie- und CO2-Bilanzen noch zeitgemäß, noch steigert die Entsorgung dessen, was einer Stadt Identität verleiht, wirtschaftlich vorausschauend gedacht.

Bleibt zu hoffen, dass der Denkmalschutz wenigstens in diesem Fall die Denkmalwürdigkeit der Villa erkennt und dem Ausverkauf Grenzen aufzeigt.

Walter Rick, Bad Neuenahr

Villa Sanitäsrat Schmitz: Stolz auf das Erbe und groß denken

Stellungnahme der BI "lebenswerte Stadt" zur Erwiderung der Stadtverwaltung

Zu den aktuellen Entwicklungen rund um die baukulturell wertvolle Villa Sanitätsrat Schmitz in der Mittelstraße 31, zuletzt Heimstatt der OKUJA, bezog die Bürgerinitiative "lebenswerte Stadt" im August Stellung und verwies in einer ausführlichen kunsthistorischen Beschreibung auf deren geschichtliche, wie auch stadtgestalterische Bedeutung.

Die Erwiderung der Stadt hierauf kaprizierte sich hingegen auf die Anzahl der Stockwerke und wich damit den Kernanfragen der BI aus, die weiterhin unbeantwortet blieben und sich allesamt um eine städtebauliche Weiterentwicklung des Terrains unter Erhalt des historischen Erbes drehten – natürlich bei Erfüllung heutiger Ansprüche und zeitgemäßer Standards. Da die Bürger ein Recht auf Antworten haben, fragt die BI also erneut:

 

  • Wo liegt das Schadensgutachten aus, das eine Nichtsanierbarkeit der Villa dokumentiert und welche Rettungsversuche wurden unternommen – verweist man doch auf der Flutseite der Stadt auf den hohen Stellenwert der Baukultur?

  • Inwiefern hat hier die Flutnacht massivere Schäden hinterlassen, als in den Nachbargebäuden ähnlicher Bauzeit, die offensichtlich allesamt zu sanieren sind?

  • Warum wird hier einmal mehr prophylaktisch der Abriss erwogen, statt mit potentiellen Investoren eine attraktive Lösung zu schaffen, die alt und neu verbindet? Und wer finanziert diesen Abriss eigentlich – wie beim KVV-Pavillon erneut der Steuerzahler?

  • Warum favorisiert man einmal mehr Investorengestaltung statt Stadtgestaltung, die dem kulturellen Erbe verpflichtet ist?

  • Und warum favorisiert man hier eine Klein-Klein-Lösung, statt eine Weiterentwicklung der Villa Schmitz in eine Gesamtplanung des benachbarten Großareals der Ahrthermen einzubetten?

  • Und last but not least: Wie viel Stockwerke hätte dann nun das favorisierte neue Gebäude letztendlich? Es macht die Sache nämlich nicht wesentlich attraktiver, wenn ein Neubau „nur“ 5 statt 6 Stockwerke hätte!

Ausverkauf von Historie auch nach der Flut

Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz soll fallen – Abrisswelle geht auch nach der Flut lustig weiter. BI „lebenswerte Stadt“ bedauert, dass kein Umdenken festzustellen ist.

 

Bad Neuenahr. Schmuck und geschichtsträchtig ist sie – nun soll jedoch auch sie fallen zugunsten eines sechstöckigen Baus mit integriertem Kindergarten – die Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz in der Mittelstraße 31. Dabei wäre sie alle Bemühungen wert, erhalten zu werden. Einmal mehr bestimmen wohl eher Renditeaussichten, statt historisches und ästhetisches Bewusstsein, die Stadtbildgestaltung!

 

Ihre Geschichte. Der repräsentative Bau, der bis vor Kurzem der OKUJA Heimstatt bot, stammt im Kern von 1866 und erhebt sich hinter einem sicherlich ehemals ansprechenden Vorgarten. Bauherr Badearzt Dr. Richard Schmitz war eine Koryphäe auf internistischem Gebiet. Zu seinen Patienten zählten Karl Marx (1877) oder die junge Erzherzogin Stephanie von Österreich (1890). Auf Schmitz´ Nachfolger Carl Grube, gehen wohl Umgestaltungen zurück, die die Villa ihrer heutigen Erscheinung zuführten. Stilistisch sind sie den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zuzuordnen. Nach 1945 gingen Praxis und Villa an Dr. Siegmund von Manitius, dann bewohnte sie von Pelzschneider Alfredo Pauly, Ende 1990 wurde sie als „Medical-Fitness-Studio“, dann für Wiedereingliederungsprogramme für BerufsrückkehrerInnen, zuletzt für die Jugendarbeit der Stadt genutzt.

 

Die Bedeutung. Die „Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz“ stellt ein beredtes Zeugnis des aufstrebenden Heilbades Neuenahr dar und verdeutlicht, wie der Kurbetrieb zu einem großen Teil von Anbietern getragen wurde, die mit ihren Praxisräumen die zentralen Einrichtungen im Kurbezirk ergänzten. Die Doppelfunktion als Wohnhaus und Ort für Konsultationen führte zu einem erweiterten Raumprogramm, was sich auch in der Gestaltung der Bauteile zeigt, sowie in den Umbauten des Gebäudes.

 

Ungewöhnlich ist die Straßenfront zur Mittelstraße als Gartenfront. Eine solche erwartet man eher auf der „Rückseite“; möglicherweise um den Kurcharakter zu betonen, wendet sie sich in diesem Falle dem öffentlichen Raum zu. Hauptzugang erhält dadurch der Bodenerker mit Treppe, dem im regulären Villenbau diese Funktion nicht zukommt. Damit zeugt das Objekt von der Adaption des Bautypus Villa, der um Funktionselemente des Kurbetriebes ergänzt wurde.

  

Die Bausubstanz weist auch nach der Flut noch eine Fülle originaler und unveränderter Elemente auf. Eine Erhaltung, veränderte Nutzung und denkmalgerechte Modernisierung des Baus erscheint ohne weiteres möglich – der Einsatz der Ratsherren und –frauen und der Stadtverwaltung für den Erhalt ist mehr als wünschenswert.

Foto: Vorderfront Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz,für die Veröffentlichung freigegeben, Fotograf: Elmar Gafinen

Antrag Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“ 

Betr.: Bad Neuenahr, Mittelstraße 31, „Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz“ hier: Bitte um Denkmalwertprüfung

Bad Neuenahr, der 13.07.22

Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit bitten wir Sie höflich, - den Denkmalwert der „Villa Sanitätsrat Dr. Schmitz“, Mittelstraße 31, 53474 Bad Neuenahr, und / oder - die Einbeziehung des Objekts in die unmittelbar benachbarte Denkmalzone „Kurviertel“ um das Areal Villa Schmitz / Gelände Ahrthermen zu überprüfen. Es handelt sich um ein Gebäude von architektonischer, städtebaulicher und historischer Bedeutung. Die Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“ setzt sich für die Bewahrung, Pflege und Weiternutzung historischer Bausubstanz ein. Zu Ihrer Unterstützung haben wir eine erste Recherche zu dem Objekt vorgenommen, deren Ergebnisse wir Ihnen beilegen.

Mit freundlichen Grüßen für das Leitungsteam der BI „lebenswerte Stadt“,

Markus Hartmann